Galaktische Geschäftsmodelle

Optimieren ist so nuller Jahre. Und KI-Fitness trainiert jetzt jeder Depp. Fünf (ja, satirische) Vorschläge für neue Geschäftsmodelle, die unsere Welt jetzt wirklich braucht.

Think positive! Lasst die Massen agil an Prompts herumwerkeln und hechelnd durch Transformationen joggen, bis der Mindfulness-Coach die rote Flagge hisst. Wahre Thought Leader setzen auf Angebote, die im verwirrten 21. Jahrhundert noch kaum jemand auf dem Schirm hat.


1. Earthing, Downing, Sleeping

Booster waren gestern. Beim Coaching von Führungskräften, den goldenen Kälbern jedenfalls der LinkedIn-Welt, klaffen eklatante Lücken im Markt. Wo sind sie, die Coaches, die ihnen WIRKLICH final unausgegorene Strategien ausreden und narzisstische Größen-Phantasien gleich mit? Die Zeit ist reif für Earthing Workations in übel beleumundeten Weltgegenden. Egos downgraden, neue Mantras (Kafka-Zitate, „Du kannst nur scheitern“) leben – das funktioniert nur unter fachkundiger Anleitung. Der Mental Health-Trend zum beaufsichtigten Konsum südamerikanischen Pflanzenwerks hilft, falls die Unterschrift zur Anmeldung nicht freiwillig erfolgt.


2. Manufakturen fürs echte Leben

Ja, KI ist total wichtig. Content-Creation mit wenigen Prompts! Juristische Schriftsätze, Business- und Behandlungspläne, digitale Kunst in Sekunden! Doch wo die große Welle ist, da wartet im Verborgenen auch die lukrative Nische auf mutige Entrepreneure. Sie wird kommen, die Zeit, da zumindest die Haute Volée wieder Wert auf Handarbeit legt. Texter, die an antiken Schreibmaschinen die Lebenserinnerungen erfolgreicher Bitcoin-Milliardäre verfassen, Anwälte, die Schriftrollen per berittenem Boten an die Paläste zustellen: Instant-Lösungen via Klick goutiert bald garantiert nur noch der Pöbel.


3. Chief Hugger on the go

Friseure und Briefträger kennen sie, die Menschen, die dank 24/7-Präsenz im Netz zum plötzlichen Herzausschütten neigen, sobald ihnen ein Wesen aus Fleisch und Blut näher kommt. Jemand, der keine Tasks verteilt, keine Calls einstellt und sie nicht als Corporate Influencer vereidigen möchte. Schnell-Kurse für systemische Coaches boomen sowieso – warum nicht diejenigen methodisch aufrüsten, die ohnehin das Elend der remote arbeitenden Leistungsträger abkriegen? Schon ein Viertel der Deutschen fühlt sich einsam. Da geht was – und warum die Therapie nicht on the go abwickeln, wenn der Paketbote schon mal vor der Tür steht?

 

4. Make your own Verschwörungstheorie

Es ist total gemein, dass zum Remigrations-Kaffeeklatsch in Potsdamer Villen immer nur Reiche eingeladen werden. Trump, Putin, Reichelt: Wer erfolgreich zünftige Desinformations-Kampagnen in die Welt setzen und/oder Nachbarländer überfallen will, braucht ordentlich Rücklagen fürs Personal Branding und die nötigen (Troll-)Armeen. Gerade die Generation 50 scheitert zudem leicht daran, hübsch virale Fake-Videos per KI zu basteln. Also her mit der Baukasten-Lösung im Web für wütende Zahnärzte a.D.: Basic, Professional und Premium-Paket, einfach in den Warenkorb gelegt – schon ist das Verschwörungs-Business durchdemokratisiert und monetarisiert.


5. Einer muss es tun: Becoming Anti-Held

All die Role Models, Evangelisten und Marathonläufer machen die Menschheit doch nur kirre. Negatives klebt sich deutlich besser im Hirn fest. Nichts motiviert besser als die Angst davor, bei fehlendem Commitment im Abseits zu landen – fester, wenn auch selten laut geäußerter Glaube in vielen Unternehmen. Deshalb: Zelebrier dein Versagertum! Die nicht gelaufene Jogging-Strecke, das nachmittägliche Selfie mit der Kekspackung auf der Couch. Auf keinen Fall irgendwelche „Learnings“ daraus ziehen, einfach ungefiltert in den Untergang und ab damit auf LinkedIn, Insta und Tiktok. Bringt das Geld? Egal. Deinen Followern rettest Du das Ego, weil sie sich so schön abgrenzen können. Aber die Posting-Frequenz einhalten, das solltest du bitte schon!

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